Gedenkseite

Liebe Ute, liebe Familie Jäger,

Ihr wolltet offenbar keine größere Trauerfeier, deshalb muss ich auf diesem Weg einige Worte zu meinem alten Freund Roland loswerden.
„Alter“ Freund, das stimmt tatsächlich: Wir kamen zusammen im Jahr 1972! Roland war mir eine große Hilfe auf meinem Weg in die Justiz. Zwei Jahre lang waren wir zusammen Richter in der 10. Zivilkammer, und selbst das Verhandeln der streitigsten Fälle war mit ihm als Kollegen eine großartige Erfahrung. Danach riss der Kontakt nie ab, im Gegenteil, wir wurden rasch Freunde auch außerhalb der Dienstgeschäfte.
Als ich, mehr oder weniger genötigt, in den Vorstand der Kulturgemeinschaft Fellbach gewählt wurde, war Roland nach kurzer Zeit so etwas wie der Rettungsanker. Der damalige erste Vorsitzende stellte sich nicht mehr zur Wiederwahl und bei der verzweifelten Suche nach einem Nachfolger gelang es mir, Roland zu überreden. So kam es, dass zwei Juristen die Kulturgemeinschaft aus ihrem Dornröschenschlaf erweckten und viele Jahre lang auf den Weg brachten, auf dem sie heute erfolgreich die Fellbacher Kulturlandschaft mitgestaltet. Wir begannen damals als eigenständige Veranstalter mit Konzerten, Lesungen, Ausstellungen und Tagesausflügen. Unvergesslich ist jener Abend in Maria Regina, als wir erstmals die Fellbacher mit Jazz konfrontierten, wobei die Zahl der Zuhörer nur knapp die der Bandmitglieder überstieg. Überhaupt der Jazz! Roland war ein großartiger Pianist und Vibraphonist in diversen Formationen, bei dem die Lust an der Musik sofort auf die Zuhörer übersprang.
Aus unserer Tätigkeit bei der Kulturgemeinschaft kam ohne unser eigenes Zutun ein neues Aufgabenfeld. Plötzlich waren wir mitten in der Gruppe, die die „Fellbacher Märchentage“ begründete. Wir waren dabei der „harte Kern“, der in vielen Jahren eine Fülle von tollen Veranstaltungen plante und organisierte. Als Roland nach vielen Versuchen, einen Nachfolger zu finden, endlich seinen Abschied nehmen durfte, konnte er stolz darauf sein, die Kulturgemeinschaft zu einem festen Bestandteil des kulturellen Lebens in Fellbach und darüberhinaus die Märchentage weit über die Region hinaus bekannt gemacht zu haben.
Wie eng wir befreundet waren, beweisen unsere gemeinsamen Reisen. Zusammen mit unseren Frauen waren wir in Lissabon, aber vor allem auf einem großen Trip durch den amerikanischen Westen und am Ende auf Hawaii. Ich werdeA nie die leuchtenden Augen von Roland vergessen, als im Monument Valley sein Jugendtraum wahr wurde.
Da passt mein Abschiedsgruß: Alles Gute, Roland, in den ewigen Jagdgründen!
Dein Eberhard (zusammen mit Helga)